Press Releases  ·  27 | 06 | 2023

Pietro Scalia erhält den Vision Award Ticinomoda 2023

Das Locarno Film Festival ehrt mit dem Vision Award Ticinomoda Filmschaffende, die den Horizont der filmischen Vorstellungskraft erweitert haben. In diesem Jahr geht der Preis an Pietro Scalia. Der Filmeditor, der in Aarau (AG) aufwuchs, arbeitete eng mit dem amerikanischen Regisseur Oliver Stone und dem britischen Filmemacher Ridley Scott zusammen und schnitt Filme wie JFK – Tatort Dallas (1991) und Black Hawk Down (2001), für die er je mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 3. August, auf der Piazza Grande statt. Am Freitag, 4. August, nimmt er im Forum @Spazio Cinema an einem öffentlichen Gespräch teil. Während des Festivals werden zwei seiner bedeutsamsten Werke gezeigt: Good Will Hunting (1997) und Black Hawk Down (2001).

©Giovanni Mecati @acmesign

Content language:

EN

IT

DE

FR

Das Editing ist das Kernstück eines Films. Das Locarno Film Festival ehrt mit dem Vision Award Ticinomoda 2023 einen der wichtigsten Vertreter dieser unverzichtbaren Kunstform: Pietro Scalia. Der gebürtige Italiener wuchs in Aarau (AG) auf und fand später den Weg nach Hollywood. Dort arbeitet er mit grossen Regisseur/innen des zeitgenössischen Kinos wie Oliver Stone, Ridley Scott und Bernardo Bertolucci zusammen. Er setzte deren Vision und Poetik gekonnt um und brachte damit das Filmediting auf ein neues Niveau.

Zuletzt arbeitete er an einem der meisterwarteten Filme der bevorstehenden Saison: Ferrari von Michael Mann. Bevor dieser veröffentlich wird, wird Scalia an der 76. Ausgabe des Locarno Film Festival geehrt (2.–12. August).

Giona A. Nazzaro, künstlerischer Leiter des Locarno Film Festival, verleiht den Preis einem Meister seines Faches: «Eisenstein hat uns das Prinzip der Montage erklärt. Hollywood hat es dann systematisiert. In der Geschichte Hollywoods gibt es viele grosse Cutter, die das klassische Kino geformt und dessen späteren Verwandlungen geprägt haben. Pietro Scalia aber ist es, der die Denkweise, wie eine Aufnahme mit einer anderen zusammengeführt werden soll, verändert hat. Während der Zusammenarbeit mit Bernardo Bertolucci, Ridley Scott, Sam Raimi, Michael Bay, Gus Van Sant (und vielen mehr) verstand er deren Poetik und versuchte diese neu zu erfinden. Scalia hat eine neue Art eingeführt, wie rhythmische und zeitliche Intervalle festgelegt werden müssen, um Bilder geschickt zusammenzuführen. Damit hatte er Einfluss auf die neuen Generationen von Filmeditoren und gilt als Genie der visuellen Vorstellungskraft sowie der Musikalität des Filmschnitts.»

Das Programm der Preisverleihung

Pietro Scalia wird den Vision Award Ticinomoda 2023 am Donnerstag, 3. August, auf der Piazza Grande entgegennehmen. Der Filmeditor hat ausserdem zwei Werke aus seiner vielseitigen Filmografie ausgewählt, die während Locarno76 gezeigt werden:

  • Good Will Hunting, Gus Van Sant – USA – 1997
  • Black Hawk Down, Ridley Scott – USA/Grossbritannien – 2001

Am Freitag, 4. August, um 10:30 Uhr im Forum @Spazio Cinema nimmt Scalia ausserdem an einem öffentlichen Gespräch mit dem Publikum teil.

Biografie von Pietro Scalia

Pietro Scalia hat seine Wurzeln in Sizilien, wanderte mit seiner Familie aber früh in die Schweiz aus. Er wuchs im Kanton Aargau auf und beendete da seine Ausbildung, bevor er in die USA zog, um sich auf das Kino zu fokussieren. Im Jahr 1985 schloss er sein Masterstudium in Film and Theatre Arts an der UCLA ab. Seine Karriere begann er als Schnittassistent für Wall Street (1987) und Talk Radio (1988) von Oliver Stone. In den darauffolgenden Jahren wirkte er als Cutter bei den Filmen Born on the Fourth of July (1989) und The Doors (1991) mit. Im Jahr 1992 wurde er im Alter von 31 Jahren zum ersten Mal für einen Oscar nominiert. Für seine Leistungen in JFK – Tatort Dallas (1991) von Stone gewann er den Preis für den Besten Schnitt. Im selben Jahr erhielt er weitere Auszeichnungen von A.C.E. (American Cinema Editors) und der BAFTA. 1998 wurde er für Good Will Hunting von Gus Van Sant erneut für einen Oscar nominiert. In der Folge begann er eine 15-jährige Zusammenarbeit mit Ridley Scott. Mit ihm arbeitete er an G.I. JANE (1997), Gladiator (2000), Hannibal (2001), Black Hawk Down und American Gangster (2007). Für Gladiator und Black Hawk Down erhielt Scalia erneut eine Nominierung für einen Oscar. Mit Letzterem gewann er seinen zweiten Academy Award. Nach dem Erfolg von The Martian von Ridley Scott, der ihm die fünfte Nominierung an den A.C.E. und BAFTAs bescherte, hat er Alien: Covenant (2017) von Scott geschnitten. Er arbeitete später auch an Solo: A Star Wars Story (2018) von Ron Howard. Im letzten Jahr schnitt er Ambulance (2022) von Michael Bay und The Gray Man (2022) von den Brüder Anthony und Joe Russo. Vor Kurzem arbeitete er am, mit Spannung erwarteten, Ferrari (2023) von Michael Mann, der im Verlauf dieses Jahres erscheinen wird. Ausserdem arbeitete er in Vergangenheit auch an The Amazing Spider-Man (2012) und The Amazing Spider-Man 2 (2014) von Marc Webb, Little Buddha (1993) und Stealing Beauty (1996) von Bernardo Bertolucci, The Quick and the Dead (1995) von Sam Raimi, Memoirs of a Geisha (2005) von Rob Marshall und Kick-Ass (2010) von Matthew Vaughn. Für drei Filme von Ridley Scott war Scalia zusammen mit Hans Zimmer als Filmkomponist tätig. 2004 war er Jurymitglied an den Filmfestspielen in Venedig.