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In Paris geboren und in Genf aufgewachsen, gab Irène Jacob ihr Debüt im bemerkenswerten Film Auf Wiedersehen, Kinder (1987) von Louis Malle, der den Goldenen Löwen beim Filmfestival Venedig gewann. Wenige Jahre später begann sie die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Krzysztof Kieślowski, die ihr enorme internationale Anerkennung und Bekanntheit einbrachte. Sie spielte in zwei bedeutenden Filmen des polnischen Regisseurs: seinem ersten Film ausserhalb von Polen, Die zwei Leben der Veronika (1991), und dann, mehrere Jahre später, in Trois Couleurs : Rouge (Drei Farben – Rot, 1994), dem letzten Film seiner Drei-Farben-Trilogie und vor seinem tragischen Tod. Der Film wurde 1994 auf der Piazza Grande gezeigt. Beide Rollen katapultierten Jacob ins Rampenlicht und brachten ihr eine Fülle an Angeboten aus Hollywood sowie die besten Rollen im europäischen Kino ein. Angesichts dessen bestand Jacob jedoch auf ihrem eigenen Tempo und ihren eigenen Bedingungen, indem sie sich Zeit liess und sorgfältig ihre nächsten Schritte auswählte. In den Jahrzehnten seitdem hat sie mühelos zwischen Hollywood-Actionfilmen und den ruhigen, späten Filmen bedeutender europäischer Filmemacher/innen gewechselt. Dieses Jahr ist sie in den Hauptrollen in Shikun von Amos Gitai (Berlinale 2024) und Rendez-vous avec Pol Pot von Rithy Panh (Cannes 2024) zu sehen.
Während seiner 77. Ausgabe (7. bis 17. August 2024) wird das Locarno Film Festival Irène Jacob den Leopard Club Award 2024 verleihen, benannt nach dem offiziellen Trägerverein des Festivals, und den Klassiker Trois Couleurs : Rouge (1994) von Krzysztof Kieślowski zeigen.
Für Giona A. Nazzaro, künstlerischer Leiter des Locarno Film Festival ist Irène Jacob eine der geheimnisvollsten und erhabensten Persönlichkeiten des Kinos: «In jeder ihrer Darstellungen offenbart sie eine flüchtige Präzision, die so nahtlos mit den Bildern des Films verschmilzt, dass sie praktisch ein integraler Bestandteil der Kinematografie wird. Ihre Fähigkeit, sich dem Blick der Regisseur/innen hinzugeben und dann im Gegenteil die Figuren mit energischer Hingabe zum Leben zu erwecken, sie zu übernehmen, zeugt von einer raffinierten und instinktiven Kunst. Im Laufe ihrer Karriere hat sie mit hoch angesehenen Regisseur/innen wie Krzysztof Kieślowski, Michelangelo Antonioni, Wim Wenders, Theo Angelopoulos, Agnieszka Holland und Claude Lelouch wie auch kommerziellen Regisseuren wie John Badham und Stuart Baird zusammengearbeitet. Irène Jacob hat mit Geschmack und Sensibilität die Kunst des Schauspiels verkörpert, stets ihre Entwicklung als Künstlerin im Blick behaltend. Sie ist für die Welt des Kinos unglaublich wertvoll.»
Das Tribut-Programm
Irène Jacob wird den Preis am Abend des 9. August auf der Piazza Grande entgegennehmen. Im Rahmen von Locarno77 wird einer ihrer bedeutenden Filme gezeigt:
Trois Couleurs : Rouge von Krzysztof Kieślowski – Frankreich, Schweiz, Polen – 1994
Am Samstag, den 10. August, um 10:30 Uhr, haben die Zuschauer/innen die Möglichkeit, Irène Jacob bei einem Panelgespräch im Forum @Spazio Cinema zu treffen, das von Julie Savary moderiert und in Zusammenarbeit mit ARTE France durchgeführt wird.
Leopard Club und Leopard Club Award
Der Leopard Club, der offizielle Trägerverein des Locarno Film Festival, vergibt jedes Jahr den Leopard Club Award an eine Person, deren Beitrag zur Filmindustrie einen bleibenden Eindruck auf die kollektive Vorstellungskraft hinterlassen hat. Zu den Stars, die den renommierten Preis erhalten haben, gehören Faye Dunaway, Mia Farrow, Andy García, Stefania Sandrelli, Adrien Brody, Meg Ryan, Hilary Swank, Kasia Smutniak, Daisy Edgar-Jones und 2023 Stellan Skarsgård, der den Preis aus Solidarität mit dem SAG-AFTRA-Streik abgelehnt hat.
1966 in Paris geboren, zog Irène Jacob als Kleinkind nach Genf. Bereits im Alter von elf Jahren gab sie ihr Bühnendebüt. Während ihres Studiums am Genfer Konservatorium für Musik erwarb sie einen Abschluss in Sprachen, was sich als äusserst vorteilhaft erwies: Sie spricht Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch und tritt regelmässig in internationalen Produktionen auf, die von ihrer sprachlichen Vielseitigkeit profitieren. 1991 gewann Jacob den Preis als Beste Schauspielerin bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes für den Film Die zwei Leben der Veronika, der ihr zum internationalen Durchbruch verhalf. 1995 erhielt sie eine BAFTA-Nominierung für Trois Couleurs : Rouge (1994), ebenfalls inszeniert von Krzysztof Kieślowski. Zudem war sie zweimal für einen César nominiert, 1992 für Die zwei Leben der Veronika und 1995 für Trois Couleurs : Rouge. In ihrer langjährigen und vielseitigen Karriere hat Jacob mit renommierten Regisseur/innen wie Michelangelo Antonioni, Paul Auster, Theo Angelopoulos, Wim Wenders, Agnieszka Holland, Paul Schrader, Claude Lelouch, Rithy Panh und Amos Gitai zusammengearbeitet; mit Gitai sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand, zuletzt für den Film Shikun, der auf der diesjährigen Berlinale Special Premiere feierte.
Das 77. Locarno Film Festival findet vom 7. bis 17. August 2024 statt.