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Jessica Hausner, 1972 in Wien geboren, absolvierte ein Studium an der Filmakademie in Wien und begann ihre Karriere im Bereich der Kurzfilme. Von Anfang an fesselten und bezauberten ihre nüchternen und unverkennbaren Filme. Hausners Präsidentschaft markiert in vielerlei Hinsicht eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, da Locarno das erste internationale Festival war, auf dem ihr Werk Eindruck hinterliess und sie 1997 mit ihrem Kurzfilm Flora den Hauptpreis in der Sektion Pardi di Domani gewann. Nach diesem frühen Erfolg präsentierte sie Inter-View (1999), ihren 45-minütigen Abschlussfilm, in Cannes und gründete später die Produktionsfirma coop99. Diese produzierte neben Hausners eigenen Filmen auch Werke der anderen Mitbegründer/innen (Barbara Albert, Antonin Svoboda und Martin Gschlacht), darunter bekannte Filme wie Maren Ades Toni Erdmann (2016) und Jasmila Žbanićs Quo vadis, Aida? (2020).
Hausners erste Spielfilme Lovely Rita (2001) und Hotel (2004) feierten beide Premiere im Wettbewerb Un Certain Regard in Cannes. Aber erst mit dem Drama Lourdes (2009), das im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig debütierte und den FIPRESCI-Preis gewann, wurde Hausner als eine der prägendsten Stimmen des zeitgenössischen Kinos betrachtet. Mit ihren nachfolgenden Filmen, darunter Amour fou (2014), ihrem englischsprachigen Debüt Little Joe - Glück ist ein Geschäft (2019) und Club Zero (2023) vom letzten Jahr, hat Hausner zweifellos ihren Platz als eine der bemerkenswertesten zeitgenössischen Filmemacherinnen gefestigt.
«Es ist eine grosse Ehre und freut mich sehr, in diesem Jahr den Vorsitz der Hauptjury des Locarno Film Festival zu übernehmen», sagt Jessica Hausner. «Ich sehe es als meine Verantwortung, die verschiedenen Meinungen meiner Jurykolleg/innen respektvoll anzuhören, da ich fest davon überzeugt bin, dass jede Person einen anderen Film sieht und dass jede Perspektive einen Raum für Diskussionen öffnet. Für mich ist Locarno ein Festival, das künstlerische und originelle Ansätze im Filmemachen schätzt und damit die Avantgarde des Weltkinos stärkt. Ich freue mich, zu diesem Programm beizutragen, denn Filmemachen bedeutet meiner Meinung nach, unsere Perspektiven herauszufordern und neue und ungewöhnliche Wege zu finden, Dinge zu betrachten».
Giona A. Nazzaro, künstlerischer Leiter des Festivals, ergänzt: «Als umtriebige Filmemacherin hat Jessica Hausner ein vielfältiges Werk geschaffen, das die verborgensten Aspekte der heutigen Gesellschaft mit aussergewöhnlicher Tiefe reflektiert. Mit Klarheit, Standhaftigkeit und makellosem Fortschritt hat sie sowohl spirituelle als auch fantastische Welten entworfen, die die vielschichtige und komplexe menschliche Erfahrung widerspiegeln. Jessica Hausner als Jurypräsidentin des Concorso Internazionale des Locarno Film Festivals zu haben, ist eine aussergewöhnliche Ehre und eine Garantie dafür, dass die Filme von einer Jury unter der Leitung einer der bemerkenswertesten Filmemacherinnen unserer Zeit diskutiert werden».
Die Jury des Concorso Internazionale unter der Leitung von Jessica Hausner wird den Pardo d’Oro am letzten Tag des Festivals, dem Samstag, den 17. August, vergeben. Die gesamte offizielle Auswahl von Locarno77 wird in einer Pressekonferenz am 10. Juli bekannt gegeben.
Das Locarno Film Festival und Locarno Pro gaben heute bekannt, dass im Rahmen der 77. Ausgabe des Festivals, die vom 7. bis 17. August 2024 stattfindet, zwei frisch restaurierte Klassiker gezeigt werden.
Samba Traoré (1992) des burkinischen Regisseurs Idrissa Ouédraogo, der bereits mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, wird derzeit vom Festival in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Co-Produzenten des Films und internationalen Rechteinhaber Waka Films restauriert, dank einer Partnerschaft mit dem in Zürich und Berlin stationierten Filmstudio Cinegrell. Der Film wird in der Sektion Histoire(s) du Cinéma – Heritage Online gezeigt.
Gleichzeitig restauriert die Cinémathèque suisse den schweizerisch-französischen Klassiker Repérages (Rollenspiele, 1977) von Michel Soutter mit Delphine Seyrig und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen, der in der Sektion Histoire(s) du Cinéma – Cinéma Suisse Redécouvert präsentiert wird.